ProjectForum, Green Dealflow oder Milk the Sun?

detail of ground mounted solar power plant

Wer ein Solarkraftwerk veräußern oder ein Photovoltaik-Investment tätigen möchte, hat die Qual der Wahl: Ähnlich wie im Immobiliensektor bietet eine Vielzahl von Solar-Vermittlern ihre Dienste an. Allerdings gibt es nur sehr wenige auf erneuerbare Energien spezialisierte Dienstleister, die tatsächlich über die notwendige Expertise und entsprechende Netzwerke verfügen um Transaktionen schnell und zielgerichtet umzusetzen. In einer weiteren Analogie zum Immobilienmarkt haben sich in den letzten Jahren daher digitale Plattformen entwickelt, die Verkäufer und Käufer von Solarparks und Windkraftanlagen zusammenführen. Der Mehrwert dieser spezialisierten Plattformen ist klar: Durch die Bündelung von Angebot und Nachfrage auf einem Online-Marktplatz können sehr viele Marktteilnehmer vernetzt, die Markttransparenz erhöht und Transaktionskosten reduziert werden.

Wir haben uns das Wettbewerbsumfeld einmal genauer angeschaut und auf Basis der veröffentlichten Informationen ausgewertet. Die folgende Tabelle fasst unsere Ergebnisse auf einen Blick zusammen.

 Logo of online-marketplace for solar projects - ProjectForumGreen DealflowMilk the Sun
Teilanonymisierte Projektangebote öffentlich zugänglich
Zugang zu Angebotsdetails nur für registrierte Mitglieder
Projektspezifischer DatenraumNicht veröffentlicht
Angebot und Projektfreigabe beschränkt auf vorgeprüfte Verkäufer und InvestorenNicht veröffentlichtNicht veröffentlicht
Validierung jedes Projektangebotes vor VeröffentlichungNicht veröffentlichtNicht veröffentlicht
Verzicht auf eine MindestprovisionNicht veröffentlicht
Kostenloser Vollzugang zu Projektdokumentationen für nachgewiesene Investoren
Transparente Preisliste
Höhe der Marktplatzgebühr für ein 20 MWp Projektrecht37.500 EURNicht veröffentlicht100.000 EUR
Höhe der Marktplatzgebühr
für eine 500 kWp PV-Bestandsanlage
2.500 EURNicht veröffentlicht7.500 EUR



ProjectForum

Als erster professioneller Online-Marktplatz für Photovoltaikprojekte und solare Direktinvestments ab einer Größe von 20 kWp ging ProjectForum im Jahr 2011 an den Start. Der Marktplatz war von Anfang an als geschlossenes Portal für nachgewiesene Projektentwickler, Generalunternehmer, private Anlageneigentümer und institutionelle Investoren konzipiert. Durch die direkte Kommunikation zwischen den Transaktionsbeteiligten und die Reduktion von Transaktionskosten wollen die Plattformbetreiber einen Mehrwert für die Solarindustrie schaffen. Die transparent kommunizierte und komplett erfolgsorientierte Marktplatzgebühr wird gemäß der Preisliste nach erfolgter Transaktion an den Käufer abgerechnet. Sonstige Freischaltgebühren oder laufende Kosten gibt es bei ProjectForum nicht.

Nachdem es seit 2016 ruhiger um ProjectForum geworden war, ist der Marktplatz seit September 2020 nach erfolgreichem Relaunch wieder online. Die Begrenzung der handelnden Marktteilnehmer auf tatsächlich nachgewiesene Eigentümer von Projekten und Anlagen einerseits sowie im eigenen Namen handelnde Investoren andererseits zeichnet weiterhin den Qualitätsanspruch aus. Dazu gehört auch die Validierung jedes Angebotes vor dessen Veröffentlichung durch das Team von ProjectForum – ein Kernbestandteil des Marktplatzangebotes. Mit einer aggressiven Preisstrategie positioniert sich ProjectForum als Preis- und Qualitätsführer im Wettbewerbsvergleich.

Fazit: Auch wenn die Angebotsvielfalt nach dem kürzlich erfolgten Relaunch bisher nicht so hoch wie bei den Wettbewerbern ist, bietet ProjectForum allen Verkäufern von Solarprojekten, baureifen Photovoltaikanlagen und PV-Bestandsanlagen die Möglichkeit einfach und kostenlos eine Vielzahl von echten Investoren direkt anzusprechen. Durch die von ProjectForum definierten und geprüften Investitionslimits ist sichergestellt, dass nur jeweils geeignete Kaufinteressenten ein Projektangebot freischalten können. Für Investoren lohnt sich die kostenlose Registrierung mittelfristig immer mehr, da die Anzahl der Angebote stetig zunimmt. Das Preismodell ist einfach und transparent: Je nachdem ob Projektrechte oder schlüsselfertige bzw. PV-Bestandsanlagen verkauft werden, liegt die erfolgsabhängige Marktplatzgebühr von ProjectForum bei der Hälfte bzw. einem Drittel der von direkten Wettbewerbern aufgerufenen Gebühren.


Green Dealflow

Einen etwas anderen Ansatz verfolgt die 2015 gegründete Plattform Green Dealflow aus Dänemark. Das Portal richtet sich vor allem an größere Projektentwickler, Errichter und institutionelle Investoren von Solar- sowie Windparks mit einer Mindestgröße von 5 MW. Das verfügbare Angebot konzentriert sich zum Zeitpunkt unserer Betrachtung vor allem auf vorentwickelte und baureife Projektrechte für Wind- und Solarparks mit geplanten Leistungen von 10 bis 100 MW. Neben der Vermittlung von Transaktionen versteht sich Green Dealflow auch als Treffpunkt für die Branchenteilnehmer und Lieferant von Informationen. So betreibt das Team eine Datenbank zu Transaktionen im Segment der erneuerbaren Energien und veröffentlicht monatlich einen Bericht zum erneuerbaren Transaktionsgeschehen.

Das Team hinter Green Dealflow verfügt nach eigenen Angaben über Erfahrungen im Investment- und Asset Management. Der Zugang zum Markplatz von Green Dealflow ist kostenfrei. Das Preismodell für die Freischaltung einzelner Projektangebote sowie die Höhe der erfolgsabhängigen Provision bei erfolgreicher Vermittlung sind nicht öffentlich zugänglich und können daher nicht in den Vergleich einbezogen werden.

Fazit: Green Dealflow bietet für Entwickler von Großprojekten und institutionelle Investoren von Wind- und Solarparks ab 5 MW ein professionell gestaltetes Portal, das einerseits ermöglicht einen Marktüberblick zum Transaktionsgeschehen zu erhalten und andererseits genutzt wird um Assets anzubieten bzw. Investmentmöglichkeiten zu identifizieren. Das Preismodell von Green Dealflow ist nicht veröffentlicht und kann daher nicht in die Bewertung einbezogen werden.


Milk the Sun

Seit dem Start im Jahr 2012 hat sich der von Milk the Sun betriebene Online-Marktplatz für Solaranlagen vom reinen Handelsplatz für PV-Projekte zu einem Portal für denVerkauf und die Verwaltung von PV-Anlagen sowie zur Vermittlung von verschiedensten Dienstleistungen rund um Solarkraftwerke entwickelt. Neben einer Softwarelösung für die Anlagenverwaltung vermittelt Milk the Sun seinen Nutzern Angebote von Dienstleistern für z.B. Modulreinigung, Rechtsberatung, technische Gutachten oder Solarversicherungen.

Insgesamt richtet sich Milk the Sun an Investoren von Solarkraftwerken. Die über den öffentlich zugänglichen Marktplatz teilanonymisiert angebotenen Projekte und Anlagen haben Größenordnungen von 20 kWp bis zu mehreren MWp und befinden sich zum Großteil in Deutschland. Inwieweit eine Qualifizierung der Marktteilnehmer seitens Milk the Sun erfolgt, ist gemäß öffentlich zugänglicher Quellen nicht zu ermitteln. Die Preisgestaltung ist transparent und aufgeteilt in eine Servicegebühr für den Projektzugang und eine erfolgsabhängige Provision. Für jeden einzelnen Vollzugang zu den Informationen, Unterlagen und Kontaktdaten eines Projektangebotes erhebt Milk the Sun eine Gebühr von 25 EUR. Ohne Zahlung dieser Vorabgebühr können Kaufinteressenten ein Angebot weder prüfen noch den Anbieter kontaktieren. Die erfolgsabhängige Provision ist nach Abschluss einer Transaktion fällig und verhältnismäßig hoch: Mit 15 EUR/kWp liegt diese für PV-Bestandsanlagen bei dem dreifachen Wert des Wettbewerbers ProjectForum. Durch die Festlegung einer Mindestgebühr kann diese Vermittlungsgebühr im Falle kleinerer Anlagen aber auch auf bis zu 50 Euro/kWp steigen (z. B. bei einer schlüsselfertigen 20 kWp-Anlage), was bei Neuanlagen knapp 10% der gesamten Investitionskosten entsprechen kann.

Fazit: Milk the Sun ist ein vor allem in Deutschland etabliertes Vermittlungsportal rund um Solarkraftwerke und angrenzende Dienstleistungen. Die Angebotsvielfalt von Bestandsanlagen und Projekten ist bei Milk the Sun zum Zeitpunkt unserer Betrachtung relativ groß, die Marktplatzapplikation ist professionell strukturiert. Auf Basis der veröffentlichten Informationen ist nicht nachvollziehbar, ob Anbieter und Kaufinteressenten vorgeprüft werden. Daher ist es möglich, dass auch Intermediäre und Vermittler den Marktplatz nutzen. Im Vergleich zum Wettbewerb sind die erfolgsabhängigen Marktplatzgebühren hoch, zudem zahlen Kaufinteressenten eine Freischaltungsgebühr bei jeder Projektfreigabe.